Eine interessante Entdeckung machte ich gestern am Kuhmühlenteich: W27, die in diesem Jahr mit W35 verpaart ist, tauchte mit ihrem Gatten und einem kleinen Küken aus einer Zweitbrut auf. Das ist die fünfte Zweitbrut in meinem Beobachtungsbereich (Binnenalster, Außenalster, Eichenpark, Kuhmühlenteich, Haynspark, Mundsburgkanal, Eilbekkanal) in diesem Jahr. Das entspricht 5 Zweitbruten bei insgesamt 62 beobachteten Brutpaaren. Möglicherweise gibt es gerade im Bereich der Alster noch einige Zweitbruten mehr. Oft leben Küken aus einer Zweitbrut nur wenig Tage, so dass es gut sein kann, dass dem Beobachter mal eine Zweitbrut entgeht. Auch sind an der Außenalster viele Bereiche nicht gut einsehbar. Auch hier kann es sein, dass Zweitbruten stattfinden, die nicht beobachtet werden können.
Was mir aber zu denken gibt, und auch eine neue Forschungshypothese darstellen könnte, ist die Frage, ob es Blässhühner gibt, die individuell zu Zweitbruten neigen. Insgesamt habe ich, zusammen mit Günther Liehr und Frank Laessing in diesem Jahr folgende Zweitbruten erfasst:
Eilbekkanal: W27 mit W35
Mundsburgkanal: T35 und Unberingt
Haynspark: W87 und Unberingt
Außenalster/ Krugkoppelbrücke: Unberingt und Unberingt
Außenalster/ Feenteich: V29 und Unberingt
Von diesen fünf Zweitbrütern sind in immerhin zwei Fällen auch Zweitbruten aus dem Vorjahr bekannt. W27 (Weibchen) brütete im letzten Jahr mit Unberingt am Kuhmühlenteich und hatte ein Küken aus einer Zweitbrut. W87 am Haynspark brütete mit unberingtem Weibchen im selben Revier wie im Vorjahr und hatte im Jahr 2011 ebenfalls eine Zweitbrut. Dies mag bei diesen kleinen Fallzahlen reiner Zufall sein, es ist aber doch interessant. Es könnte auch ein Hinweis darauf sein, dass bestimmte Individuen gerne ein zweites Mal brüten.
Über die anderen Blässhühner mit Zweitbruten aus diesem Jahr kann ich keine Aussage machen, weil sie im vorausgegangenen Jahr zur Brutzeit nicht gesehen wurden. Es ist nicht bekannt, ob sie gebrütet haben und wo sie gegebenenfalls ihr Nest hatten.
Auffallend ist außerdem, dass alle Zweitbruten in diesem Jahr an kleineren Gewässern beobachtet wurden. Dies kann ebenfalls ein Hinweis auf ein bestimmtes bevorzugtes Verhalten von Blässhühnern sein. Möglicherweise liegt das aber auch an der erschwerten Beobachtungssituation an der Außenalster, so dass hier unter Umständen Zweitbruten vorhanden waren, die nicht entdeckt wurden.
ob ein Vogel überhaupt in Balzstimmung kommt, ob und wieviel Eier gelegt werden und ob mehrfach gebrütet wird, hängt von zwei wesentlichen Komponenten ab, von der persönlichen Fitness und vom möglichen Stress. Zu 1. ist die Ernährungslage eine wesentliche Basis. Die „besten Reviere“ werden natürlich von den Paaren besetzt, die die größte Fitness haben, die sie möglicherweise auch nur dort erhalten können. Ihre Beobachtungen sind dazu schon aufschlussreich. Nur würde ich es nicht als Neigung bezeichnen.