Blässhuhn SX7 und sein Beschützer

Vor einigen Wochen erhielt ich einen Anruf von einem Herrn aus der IT-Branche. Es handelte sich aber nicht darum, mir einen neuen PC zu empfehlen oder mich zum Abschluss eines neuen Internetvertrages zu überreden. Nein – wie könnte es anders sein: Es ging um Blässhühner in Not!

Björn L., mit dem ich telefonierte, ist ein großer Tierfreund. Außer seinem Hund Benny, den er aus Griechenland vor dem sicheren Tode gerettet hat, mag er auch viele andere Tiere. Wenn ein Tier leidet, so geht ihm das sehr nahe. Aus diesem Grund hatte er auch schon ein Taubenküken großgezogen. Es wurde, als es noch ganz klein war, „Torben“ genannt. Später entpuppte es sich als Weibchen,  das inzwischen mit dem schmucken Täuberich „Mokka“ verpaart ist. Torben und mokka

Aber zurück zum HUHN. Blässhuhn SX7 wurde in diesem Winter an der Außenalster bei Schwanenwik beringt. Er war zu diesem Zeitpunkt schon ausgewachsen, d.h. eine genaue Altersbestimmung war nicht mehr möglich. Zur Brutzeit wanderte er ab in den Mittelkanal und baute gegenüber des ESSO-Tankstelle bei Berliner Tor mit seinem unberingten Weibchen ein Nest.20130715_162221

Der Neststandort war ein Betonabsatz unterhalb eines Bürogebäudes. Viel Grün war nicht zu sehen, aber das neue Heim lag zentral, und es gab jederzeit gute Verkehrsanbindungen in viele andere Hamburger Gewässer. Windgeschützt schmiegt sich das Nest in eine Mauernische. Außerdem arbeitete in der Nähe der Tierfreund und Tierbeschützer Björn L. was SX7 zu diesem Zeitpunkt aber nicht wissen konnte.

Löhrer_20130710_183027 Schließlich schlüpften die kleinen Blässhühner. Björn L. entdeckte sie in einer Mittagspause, die er am Kanal verbrachte. Er schoss einige Fotos von der reizenden jungen Familie.

Nach einigen Tagen bahnte sich allerdings ein Unheil an. Bedingt durch längere Perioden der Trockenheit, fiel der Wasserpegel im Kanal. Für die erwachsenen Blässhühner war das kein Problem, aber die kleinen Blässhühner mit ihren kurzen Beinen und ihren Stummelflügeln wurde das Leben schwierig. Konnten sie vorher ohne Schwierigkeiten den Betonabsatz erreichen, so war jetzt die Differenz zwischen Wasserpegel und Neststandort viel zu groß geworden. Sie konnten diesen Abstand aus eigener Kraft nicht mehr überwinden.

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Die kleinen Küken versuchten immer wieder erbärmlich fiepend auf das Nest zurückzugelangen. Ohne Erfolg. Da hatte Björn L. eine geradezu geniale Idee. Er installierte einen Lift. Mit einem Fahrradkorb, den er ins Wasser senkte, hob er die kleinen Blässhühner hoch zum Nest. Erleichtert und begeistert kuschelten sich die Küken dort ein.

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Zusätzlich wurde von Björn L. und von einem anderen unbekannten Helfer jeweils noch eine Brücke angebracht, die in den Kanal reichte. Leider waren die Blässhuhnküken zu unbeholfen, um diese Brücken zu nutzen. Möglicherweise müssen solche Brücken dichter am Nest angebracht und mit Tritthilfen, wie Querstreben oder Ästen versehen werden. Auch den Blässhuhneltern gelang es nicht, ihre Küken wieder aufs Nest zu bugsieren.

Am nächsten Tag waren alle Küken verschwunden. Im Mittelkanal schwimmen große Fische. Ein oder zwei von Ihnen hatten vermutlich eine leckere „Hühnchenmahlzeit“. Das ist für die Blässhuhneltern und die beobachtenden Menschen zwar traurig, man darf aber nicht vergessen: auch Fische wollen leben.

Bemerkenswert ist aber für mich, wie viele engagierte Tierfreunde es gibt, die dort helfen wollen, wo sie es können. 

Über blesshuhn

ehrenamtliche Mitarbeiterin für den Arbeitskreis an der Vogelschutzwarte Hamburg
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Eine Antwort zu Blässhuhn SX7 und sein Beschützer

  1. Björn Löhrer schreibt:

    *schniff* Die armen kleinen :(

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